Hier sind sie also: Meine absoluten Topfavoriten des Kinojahres 2019! Die Reihenfolge ist beliebig, aber nicht meine Wertschätzung für jeden einzelnen der hier genannten Beiträge, die mich zum Lachen brachten, schockierten oder zutiefst ergriffen.
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt
Die gesamte „Drachenzähmen“-Reihe ist kommerziell sehr erfolgreich und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass Hicks, Ohnezahn und Co. popkulturell unterm Radar fliegen – völlig unverdient, wie ich finde. Der letzte Teil bringt eine der schönsten, konstantesten und damit besten Filmtrilogien der jüngeren Vergangenheit zu einem würdigen Abschluss, indem noch einmal alle zentralen Figuren stimmig weiterentwickelt werden und sich der Kreis dann schließt. Bemerkenswert, wie viel erzählerische Sorgfalt in dieses Franchise, in die Figuren und ihre Beziehungen gesteckt wurde und was für ein audiovisuelles Vergnügen das doch zugleich ist. Aber wenn man nebst modernster Animationstechnologie auch noch Roger Deakins als visuellen Berater an Bord hat, dann kann das Ergebnis einfach nur besser aussehen als die Konkurrenz. Und die Musik erst von John Powell, die sich über alle drei Filme entwickelt hat und wahre Ohrwürmer an Melodien hervorgebracht hat. Ich bin mir sicher: Auch wenn Disney den öffentlichen Diskurs mit jedem neuen Wurf zu dominieren scheint, wird das Vermächtnis von „Drachenzähmen leicht gemacht“ noch sehr lange nachhallen.
Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm
Ebenfalls eine Lanze brechen muss ich wieder einmal für Stop-Motion-Animation. Laika wurde dieses Jahr mit „Mister Link“ vorstellig, der technisch beeindruckte, aber erzählerisches Mittelmaß ablieferte. Nicht so die Macher bei Aardman in England: Mit dem zweiten „Shaun das Schaf“-Kinofilm haben sie sich wieder einmal selbst übertroffen und einen flotten, ideenreichen und letzten Endes geradezu makellosen Spaß auf die Leinwand gezaubert, der die Kleinsten genauso unterhalten wird wie große Sci-Fi-Fans.
Midsommar
Der zweite Geniestreich von „Hereditary“-Regisseur Ari Aster ist inszenatorisch wieder exquisit geworden. Tolle und vielfältige Winkel, ein spannendes Spiel mit Tiefenschärfen und intensive Farben zeichnen diesen ungewöhnlichen Horrorfilm bei Tag ästhetisch aus, der darüber hinaus die vielleicht grauenhafteste Trennung eines Paares beschreibt. Florence Pugh hatte ein starkes Jahr 2019 und ziemlich sicher kann man „Midsommar“ zu eine ihrer Durchbruchsdarbietungen auf dem Weg zum echten Star gezählt werden. Und ach ja, Urlaub in Skandinavien ist vom Tisch – für immer.
Mid90s
Nostalgie ist ein starkes Gefühl. Doch während ich zum Beispiel bei „Star Wars“ das Gefühl habe, dass davon kaum noch etwas übrig ist, hat mich Jonah Hills Regiedebüt über ein paar Skaterboys komplett aus den Socken gehauen. Sein Film zitiert nicht einfach die 90er, sondern fühlt sich wirklich wie ein Zeitdokument an. „Mid90s“ schaut man sich nicht einfach mal so an – ich habe ihn regelrecht durchlebt.
Systemsprenger
Der Liebling der Berlinale 2019, da sind sich gefühlt wirklich alle darüber einig und auch ich stimme da gerne mit ein. Eine intensive Achterbahnfahrt der Gefühle, angetrieben von einer Tour-de-Force-Vorstellung der kleinen Helena Zengel, über ein spannendes Thema, das mir bis dato nicht bekannt war. Anstrengend, aber am Ende vollkommen lohnenswert.
Free Solo
Herzrasen und schwitzige Hände hatte ich im Saal – wenn ein Film eine körperliche Reaktion auslöst, ist das oft ein sehr gutes Zeichen. Und wenn man in der Doku „Free Solo“ einen Kletterer in luftigen Höhen ohne Absicherung begleiten darf, dann ist das verdammt noch mal spannender und aufregender als jeder Thriller.
Ad Astra
2019 war auch sein sehr gutes Jahr für Brad Pitt, der zu Recht jede Menge Lob für seine Darbietung in Quentin Tarantinos „Once Upon A Time In Hollywood“ kassierte. Doch viel mehr mochte ich „Ad Astra“. Nicht nur gibt Pitt darin eine fein nuancierte Leistung ab, die daran erinnert, was für ein toller Charakterdarsteller er ist. Trotz der polierten und kameratechnisch eindrucksvollen Blockbuster-Oberfläche besticht der Film für mich besonders durch eine intime Vater-Sohn-Geschichte, die über elterliche Schatten und ihr Vermächtnis nachdenkt.
Marriage Story
Wenn mit Adam Driver und Scarlett Johansson zwei sehr charismatische wie talentierte Schauspieler für Noah Baumbach die besten Darbietungen ihrer Karriere aus sich herausholen, dann kann ich innerlich nur Beifall klatschen. „Marriage Story“ seziert das Auseinanderbrechen einer Ehe mit aufmerksamen Beobachtungen und starken Leistungen, ist beizeiten überraschend komisch, aber am Ende immer sehr berührend, ohne eine einfache Lösung zu bieten. Ganz stark.
Der Leuchtturm
Auch Robert Eggers meldete sich zurück und schickte Robert Pattinson und Willem Dafoe auf eine einsame Insel mit titelgebendem Leuchtturm. Ästhetisch ist das skurrile wie verstörende Duett einfach zum Niederknien, darstellerisch rufen auch diese beiden Stars Karrierebestleistungen ab. Inhaltlich macht es der Film einem aber nicht zu leicht, es darf viel interpretiert werden. Aber ganz gleich, zu welchem Ergebnis man kommen mag, der Weg dorthin ist grandios anzuschauen.
Parasite
Auch so ein Liebling der Kritiker mit dem ich vollkommen d’accord bin. Kaum ein anderer Film schaffte in diesem Jahr so perfekt und zugleich so mühelos den Spagat zwischen Grips und viel, viel Spaß. Die Handlung ist flott, unterhaltsam und wendungsreich und gibt zusätzlich viel Denkstoff über soziale Ungleichheit.
The Irishman
Scorsese, De Niro, Pesci und Pacino.
The Report
Superspannender, ausführlich recherchierter und erzählter Politthriller über den Versuch der CIA, die eigenen Foltermethoden nach 9/11 zu vertuschen. Erneut ist Adam Driver ganz vorne mit dabei, aber auch die restliche Besetzung mit u. a. Annette Bening und Jon Hamm überzeugt voll. Ein meinem Eindruck nach völlig untergegangener Film, den aber jeder, der sich für solche Stoffe auch nur geringfügig interessiert, unbedingt nachholen sollte. Als Amazon-Produktion ganz leicht bei Prime zu sehen.
Bildnachweis: Universal Deutschland, MFA, Weltkino